Das ist die Lead User Methode

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Die Lead User Methode: Was kann man sich eigentlich darunter vorstellen

Das Innovationsmanagement ist vielfĂ€ltig und komplex. Um aus dieser Vielfalt an Ideen und EinflĂŒssen einen strukturierten Plan zu kreieren, wurden zielgerichtete Methoden entwickelt. Eine in diesem Zusammenhang beliebte Methode ist der sogenannte Lead User.

Der Lead User ist im Kern ein fortschrittlicher Anwender, welcher heute schon BedĂŒrfnisse hat, die die breite Masse an Kunden erst morgen entwickelt. Er erkennt das Problem vor allen anderen und ist somit der Innovator hinsichtlich der Problemlösung. Im folgenden Beitrag wollen wir euch die Lead User Methode und deren Anwendung vorstellen.

Wie kann ich mir einen Lead User vorstellen?

Stellt euch vor ihr seid leidenschaftliche Fahrradfahrer und liebt die Natur und Gebirgslandschaften. Bislang gibt es auf dem Markt nur FahrrĂ€der fĂŒr StĂ€dte mit flachen, ausgebauten Straßen, welche fĂŒr die Fahrt durch Gebirgsabschnitte und WĂ€lder weniger geeignet sind. Ihr erkennt ein Problem – es fehlt ein Zweirad, welches steinigen und unebenen Routen standhĂ€lt. Da es solch ein Fahrrad noch nicht gibt, beginnt ihr selbst damit euer bestehedes Fahrrad so umzubauen, dass es auch auf unwegsamen Grund besser Halt gibt. So werdet ihr dann zum Lead User. Denn ein Lead User hat ein BedĂŒrfnis, welches mit aktuellen Produkten nicht 100 prozentig abdeckbar ist und beginnt meist damit selbst an Produktverbesserungen zu tĂŒfteln. So war es auch bei Gary Fisher aus unserem Beispiel, welcher das Mountainbike erfunden hat.

Definition eines Lead Users

Der Lead User ist laut Definition durch sechs Dimensionen gekennzeichnet:

 1. sehr hohe Anwendungskenntnis 4. hohe Funktionskenntnis
2. ĂŒberdurchschnittlich unbefriedigte BedĂŒrfnisse  5. frĂŒherer Zeitpunkt der Kaufentscheidung
3. Unzufriedenheit mit bisher auf dem Markt verfĂŒgbaren Produkten  6. hohen Niveau an InnovationsaktivitĂ€t 

Der Grad an InnovativitĂ€t der Anwender wird mit Hilfe des Leading Edge Status bestimmt. Ein Common User hĂ€tte demnach einen niedrigen Leading Edge Status, wohingegen der Lead User den Höchsten hat. Dieser Status definierte außerdem die einzelnen Lead User Typen. Hierzu zĂ€hlen der reprĂ€sentative Anwender, der Extremanwender, der Expertenanwender und der Großkunde.

Lead User Projekte und Workshops

Der klassische Lead User Prozess lÀsst sich in vier Schritte unterteilen:

  1.  Der Start des Projektes
  2.  Die Identifikation von Trends
  3.  Die Identifikation von Lead Usern
  4.  Die Entwicklung von Produktkonzepten.

Im ersten Schritt werden interdisziplinĂ€re Teams gebildet, ZielmĂ€rkte festgelegt und Projektziele definiert. Darauffolgend, im zweiten Schritt, werden Markttechnologieexperten interviewt und/oder in Literatur und Datenbanken recherchiert. Die traditionelle Identifikation von Lead Usern erfolgt z.B. durch Screening, Snowball-Sampling und Pyramiding. Das Pyramiding ist hierbei die weitverbreitetste Methode. Daneben exitieren verschiedene Online-Verfahren. Im vierten und damit letzten Schritt werden Workshops mit Mitarbeitern und den Lead Usern durchgefĂŒhrt, in welchen Ideen modifiziert und dokumentiert werden.

Ein solcher Lead User Workshop gliedert sich ebenfalls in vier Phasen – die EinfĂŒhrungsphase, Aktivierungsphase, Bearbeitungsphase und Integrations- und Diskussionsphase. Lead User zu finden ist der aufwendigste Teil der Workshoporganisation, wobei heutzutage durch das Internet und Social Media neue Möglichkeiten fĂŒr Unternehmen bereitstehen. Dazu zĂ€hlen Online Screening, Ideenwettbewerbe und Online-Communities. Am Ende eines solchen Workshops sollten Produktkonzepte entstanden sein, welche in Folgeschritten zu einer echten Innovation weiterentwickelt werden.

Wann ist die Lead User Methode geeignet?

WĂ€hrend Methoden wie User-Centered Design, oder Open Innovation versuchen die aktuellen BedĂŒrfnisse der Kunden zu verstehen bzw. deren WĂŒnsche zu integrieren, zielt die Lead-User-Methode darauf ab, zukĂŒnftige BedĂŒrfnisse herauszufinden. Somit eignet sich diese Methode nicht fĂŒr die schnelle Produktverbesserung, oder kurzfristige Vorhaben, sondern ermöglicht Produktinnovationen der Zukunft zu erkennen. Oftmals werden die gesammelten Ideen bzw. erkannten BedĂŒrfnisse erst in ein paar Jahren relevant.

Wie kann ich mehr ĂŒber die Lead User Methode erfahren?

quer.kraft hat einen eigenen Arbeitskreis zum Thema Lead User, welcher von Steffen Henne (Datev) und Katharina Wonneberger (NĂŒrnberger Versicherung) geleitet wird. Im Fokus stehen Best Practices zur DurchfĂŒhrung von Lead User Workshops, Entwicklung von innovativen Produktkonzepten und der Erfahrungsaustausch. Das besondere ist, dass auch innerhalb des AKs Workshops gemeinsam geplant und durchgefĂŒhrt werden. Jedes quer.kraft Mitglied hat die Möglichkeit sich dafĂŒr an die AK-Leiter zu wenden und so mit quer.kraft einen Lead User Workshop im eigenen Unternehmen umzusetzen.

Um euch Hals ĂŒber Kopf in dieses spannende Thema zu stĂŒrzen, oder allgemein mehr zum Thema Lead User zu erfahren, könnt ihr gerne am nĂ€chsten AK am 29.09.2020 teilnehmen. Dieser findet von 9:00-10:00 Uhr als Online-Veranstaltung statt. Solltet ihr euch unabhĂ€ngig davon informieren wollen, findet ihr im Forum Literatur und die Dokumentation des AKs.

Die GeschĂ€ftsstelle wĂŒnscht euch viel Spaß beim Erkunden! 🙂

 

Quelle: PrÀsentation von Prof. Dr. Alexander Brem zur Anwendung der Lead User Methode im Innovationsmanagement, basierend auf folgenden Referenzen:
Herstatt 1991, Herstatt et al. 2007; von Hippel 1986; Jokisch 2007;Lettl 2004; Morrison 2004; Piller 2005, Schrader 2008; Wagner und Piller 2011

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