Welche Auswirkungen hat die aktuelle Corona Pandemie auf technologische Innovationen? – Ein Ausblick

Artikel von Prof. Dr. Alexander Brem

Die Corona Pandemie begleitet uns nun schon eine ganze Weile. Wir assoziieren viele schlechte Aspekte mit ihr, aber gibt es denn auch positive Effekte? Und welche Auswirkung hat die Pandemie auf Innovation? Unser Gründungsmitglied Prof. Dr. Alexander Brem hat diese Fragen in Zusammenarbeit mit Eric Viardot und Petra A. Nylund in dem Paper

„Implications of the coronavirus (COVID-19) outbreak for innovation: Which technologies will improve our lives?”

untersucht. Im letzten quer.talk hat Prof. Dr. Alexander Brem die Ergebnisse der Untersuchungen erstmals präsentiert und wir haben euch diese kurz zusammengefasst.

Einführung

Der Artikel beschäftigt sich mit der Fragestellung welche Technologien, deren Entwicklung durch die Pandemie beschleunigt wurden, unser Leben nachhaltig verändern könnten. Hierzu wurden zum einen Technologien aus dem Gesundheitsbereich untersucht, die direkt mit der Bekämpfung der Pandemie zusammenhängen. Zum anderen hat das Forscherteam Technologien herausgegriffen, die unmittelbar mit der stark fortschreitenden Digitalisierung unseres Alltags in Verbindung stehen, und in der aktuellen Corona-Pandemie zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Wir haben jeweils zwei Technologien aus dem Artikel herausgegriffen, auf die wir im Folgenden kurz eingehen:

Beispiele für Technologien im Gesundheitsbereich

Der 3D- Druck

Der 3D-Druck eignet sich ideal als Methode zur schnellen Fertigung verschiedener Produkte. Die Technologie ist nicht neu, schon seit vielen Jahren wird der Durchbruch als Massenprodukt vorausgesagt. Vor allem in der Medizin und Medizintechnik ist der 3D-Druck in Anbetracht der aktuellen Pandemie eine Technologie, welche schnell Resultate liefern kann, und auch schon geliefert hat. Es wurden damit bereits kurzfristig medizinische Ausrüstungen für Kliniken (wie z.B. Masken) an vielen Standorten in großen Stückzahlen produziert. Auf langfristiger Sicht könnten 3D-Drucker permanent z.B. in Kliniken eingesetzt werden, um benötigte Produkte je nach Bedarf direkt vor Ort und auf den Patienten abgestimmt herzustellen. Neben völlig neuen Präparaten können zudem bestehende Produkte (wie z.B. Implantate) re-designt und damit verbessert werden. Dadurch besteht für 3D-Drucker die Chance, durch die Pandemie aus der Nische in eine breite Anwendung zu kommen.

Medizinische Wearables

Auch Medizintechnik und Medizin ist individuell und just-in-time möglich. Hierbei lässt sich kurzfristig gesehen die Integration medizinischer Funktionen in Smartphones, Smartwatches und anderen Wearables beschleunigen. Außerdem werden schon heute z.B. mit Hilfe von Wearables bereits eine Ferndiagnose sowie Fernmonitoring und Behandlung von Patienten durchgeführt. Das führt zu einer enormen Erleichterung für alle Beteiligten. Durch die Bedarfe aus der Pandemie sind solche Technologien salonfähig, die zuvor noch als ferne Zukunft beschrieben wurden. Aus diesem kurzfristigen Trend können diverse langfristige Themen entstehen, z.B. mit Hilfe von „Smart Health“ als integraler Teil der Krankenversicherung, die Verwendung „smarter“ Kleidung sowie eine ausgeweitete Entwicklung virtueller und individualisierter Sportangebote.

Beispiele für Technologien zur Verbesserung der Lebensqualität

E-Learning

Obwohl Distanz- und Online Unterricht schon länger technisch möglich sind, so wurden diesen Möglichkeiten von vielen Lernstätten keine hohe Priorität eingeräumt. Ganz im Gegenteil.

Erst während der Pandemie, in der Bildung kontaktlos zugänglich gemacht werden musste, haben sich in kürzester Zeit viele Schulen, Hochschulen etc. umgestellt. Über 1,38 Milliarden Studenten aller Altersklassen weltweit konnte so weiterhin die Lehre ermöglicht werden. Distanzunterricht hat von allen betroffenen Gruppen viel Lernen und Anpassung gefordert. Doch die Akzeptanz und der sichtbar große Nutzen von E-Learning könnten auch dazu führen, dass es auch nach der überstandenen Krise mehr digitalen Unterricht in bestimmten Szenarien geben wird.

Bargeldlose Zahlung

Insbesondere vor dem Hintergrund des erhöhten Infektionsrisikos bei der Benutzung von Bargeld, hat das kontaktlose Bezahlen enorm an Wichtigkeit gewonnen. In Europa nutzen immer mehr Menschen die Kartenzahlung, was auch dadurch begünstigt wurde, dass Banken das Limit für kontaktlose Kartenzahlungen erhöht haben. Dennoch sind gerade mobile Zahlungsmethoden noch nicht so weit verbreitet wie in anderen Ländern, beispielsweise China und Indien.  Kurzfristig lässt sich festhalten, dass es eine weiterführende drastische Erhöhung der Nutzung von Online-Bezahldiensten und mobiler Bezahlung geben wird und die Verwendung von Bargeld massiv abnehmen wird. Auf lange Sicht werden Online-Bezahlsysteme weiterwachsen und das Bargeld vielleicht sogar irgendwann ablösen. Die Bezahlung mit Smartphones wird wahrscheinlich dominieren und somit die Verwendung physischer Plastikarten stark zurückgehen.

Fazit

Eine vollständige Rückkehr zur „alten“ Normalität wird es nicht geben. Es bleibt abzuwarten wie die Themen in der Gesellschaft angenommen werden. Einige Technologien profitieren von einer durch Corona stark geförderten Akzeptanz und sind somit auf dem besten Wege sich zum ersten Mal auch weltweit durchzusetzen.

Aus Unternehmenssicht muss damit gerechnet werden, dass die neuen Technologien erhalten bleiben und auch in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Die spannende Frage ist hier welche das sein werden, und in welcher Intensität. Diese Frage bringt wichtige Implikationen für die eigenen Produktentwicklungsprozesse und Kooperationen mit sich. Wer hätte 2018 oder 2019 gedacht, dass im Jahr 2020 der Handel von Mundschutzmasken eines der lukrativsten Geschäfte des Jahres werden wird?

Ihr möchtet den kompletten Artikel lesen? Hier ist der Artikel zum kostenfreien Download verfügbar.📄

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